„Goldzombies“ im Klassenzimmer
Was, wenn alles anders wird? Wenn die Zukunftspläne über den Haufen geworfen (oder geschossen) werden und man doch trotzdem in der Normalität seiner Bedürfnisse und seines Alters lebt? Das Klassenzimmerstück „Goldzombies“ von Marisa Wendt ist geographisch nicht fixiert. Spielort ist vor allem das Zimmer der 16-jährigen Lissi, die Schmink-Tutorials ins Internet hochlädt. Was zunächst so vertraut nach typischem „Youtuber“ aussieht, zeigt bald die ersten Risse. „Für den Lidschatten kann man auch Margarine und Kohletabletten mischen“. Nach und nach mehren sich Hinweise und schließlich streamt Lissi es selbst für ihre Follower: Was mit den typischen Interessen, Krach mit den Eltern oder mit der ersten Liebe so alterstypisch und normal daherkam, spielt in einer Stadt, die in einem Kriegsgebiet liegt.
Der Bruder ist geflohen, der Vater zum Militär eingezogen. Luftangriffe und Stromausfälle bringen Unterbrechungen und lassen das „draußen“ bis in die Videotutorials vordringen – bis die Gewalt dann doch zum Hauptdarsteller wird und die bisher (wenigstens für die Follower) relativ heile Welt einfach niederwalzt. – Daher auch der Titel – denn der Goldglitter der Videos hält sich hartnäckig auf der Haut – selbst als die Protagonistin zu dem Schluss kommt: „Eigentlich ist doch schon klar, dass wir mal sterben werden. Hier wahrscheinlich früher als anderswo. Wir sind schon tot – Zombies eben, aber mit Glitzer!"
Die Erfahrungen von Extremsituationen, auch von Flucht und Schuldzuweisung sind die wesentlichen Aspekte, die hier in den Kontrast zu den Bedürfnissen Heranwachsender gestellt werden. Die Klassen 7a und 7b durften im Oktober mit ihren Deutschlehrkräften Frau Müller und Herrn Tautenhahn das Stück mit Karolin Waltsgott in der Rolle der Lissi erleben. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich im Nachgespräch sowohl begeistert von der Darbietung als auch bewegt vom Inhalt.
Ein herzlicher Dank geht ans Theater Hof, das dieses Stück auch unter Bedingungen des Infektionsschutzes ins Klassenzimmer gebracht hat, im Deutsch- und Geschichteunterricht wird die Theatererfahrung sicher noch zu interessanten Gesprächen führen.