10. Jahrgangsstufe legt auf Schloss Schney das „Demokratieabzeichen“ ab

Verfasst von Helmut Strößner am .

„Die sozialen Medien berauben den Staat seiner mündigen Bürger.“ (Datenschutzbeauftragter des Landes Baden-Württemberg)

Familienfoto

Im Rahmen des Sozialkundeunterrichts legten die Klassen 10a und 10b während eines dreitägigen Seminars ihr „Demokratieabzeichen“ an der Franken-Akademie auf Schloss Schney ab. Als begleitende Lehrkräfte waren Frau Hilpert, Herr Brunhuber und Herr Strößner mit dabei.

Gleich nach der Ankunft ging es mit der Begrüßung und Vorstellung des Programms durch Herrn Jauernig los. Anhand von Filmausschnitten im Zusammenhang mit dem Bundestagswahlkampf 2017 wurde zunächst deutlich gemacht, wie die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der mangelnden Dialogbereitschaft einiger Bürger/-innen in Ostdeutschland konfrontiert worden ist.

Im Anschluss wurden die am Wahlkampf beteiligten Parteien in ein Raster von „links“ – Werte: Gleichheit, Solidarität, ggf. vor individueller Freiheit, Gerechtigkeit, Diskriminierung verhindern – bis „rechts“ – Werte: Konservativismus, Liberalismus, innere und äußere Sicherheit, nationale Politik, „alte Ordnung bewahren“ – eingeordnet. Daraufhin wurden die Begriffe „Mitte“ – „radikal“ – „extrem“ – „terroristisch“ definiert und ihre Erscheinungsformen anschaulich gemacht, darunter die Hauptmerkmale einer rechts- bzw. linksextremen Einstellung, Populismus- und Verschwörungstheorien. Besonders die antidemokratischen Phänomene wie, Ruf nach einem Führer, Radikalisierung, Extremismus, Verschwörungstheorien, Hassreden, Fake News.

Die Gefahr von Fake News für die Demokratie wurde danach thematisiert, weil durch sie das Vertrauen in die Politik und die Medien schwindet, die Politikverdrossenheit wächst und der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet. Daher war das Entlarven und das Erlernen des entspannten Reagierens auf Fake News ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Seminars. Dabei zeigte sich schnell, dass unsere Zehtnklässler/-innen bereits über ein fundiertes Wissen über die Gefahren der (sozialen) Medien verfügen und auch Strategien entwickelt haben, um Fake News zu identifizieren.

Den Höhepunkt des Lehrgangs bildete ganz klar das Planspiel mit dem Titel „Festung Europa?“, das den gesamten Donnerstag in Anspruch nahm. Hier stand die Flüchtlingskrise von 2015/16 im Mittelpunkt. Zur Klärung der Ausgangslage wurden als Erstes die Fluchtursachen ermittelt wie Umweltkatastrophen, Verfolgung, Hungersnöte, Armut, Klimawandel oder Perspektivlosigkeit. Anschließend erfolgte eine Definition nach der Genfer Flüchtlingskonvention: Was ist ein Flüchtling? Was ist ein Asylbewerber? Erschütternd war der Film des UNHCR mit dem Titel „1% der Weltbevölkerung ist auf der Flucht“, in dessen Besprechung die Begriffe „Schengenraum“ sowie „Dublin-Verfahren“ erläutert wurden.

Das Planspiel, ein Sondergipfel des Europäischen Rates zur aktuellen Flüchtlingssituation in der EU, also ein Treffen der EU-Regierungschefs vor dem Hintergrund der steigenden Flüchtlingszahlen 2015/16 konnte nun beginnen. Eine Vielzahl der Seminarteilnehmer/-innen vertrat darin sehr engagiert die jeweils zugeteilte Rolle, sodass mitunter sehr unterhaltsame Phasen entstanden, ohne die Ernsthaftigkeit des Themas in Frage zu stellen. Besonders den „Vertretern“ Ungarns und Polens gelang es dabei besonders authentisch ihre Position auszufüllen. Die Gipfel-Vorsitzende leitete die Debatte äußerst souverän und auch die Pressevertreterinnen stellten teilweise sehr kritische Fragen und nagelten die Regierungschefs bestimmter Staaten auf teilweise sehr provokante Aussagen fest.

Vorsitz

Drei Vorschläge zur Lösung der Flüchtlingskrise wurden schließlich weiter unter die Lupe genommen: die „Entwicklungs-“Lösung, die Quotenregelung und die nationale Lösung. Da der Beschluss des Europäischen Rates stets einstimmig erfolgen muss, war es keineswegs sicher, dass am Ende überhaupt ein Erfolg in Form einer Regelung zustande kommen würde. Daher wurden im informellen Rahmen Überzeugungsversuche getätigt und Bündnisse zwischen den von verschiedenen Interessen geleiteten Staaten geschmiedet. Überraschenderweise konnten sowohl Ungarn als auch Polen durch Gewährung von Finanzhilfen und Ausnahmeregelungen für ihre Staaten am Ende zur Zustimmung veranlasst werden. – Fast wie in der richtigen Politik übrigens.

Der Freitag stand dann unter dem Motto „How to campaign?“. Nach der Analyse der Kampagne „#MehrPlatzFürsRad“ des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) sollte in Kleingruppe das Grobgerüst einer eigenen Kampage erarbeitet werden. Als Leitfragen standen: Wie gelingt es, die Menschen mit unserer Aktion für die Demokratie zu begeistern? Was benötigen wir dafür? Wie soll die Aktion ablaufen? Wer von uns kümmert sich um welche Aufgaben (bis wann?)? Welche Hindernisse erwarten wir möglicherweise?

Ideen unserer Zehntklässler/-innen waren mannigfaltig. So wurden die Themen Nichtwähler aktivieren, auf Pflegenotstand aufmerksam machen, Schule ohne Rassismus, politische Aufklärung (Anti-Populismus) im Unterricht und eine Comic-Reihe mit dem Helden „Mr. Demokratie“ und seinen Gegenspielern „Dr. Faschismus“, „Captain Kommunismus“ vorgestellt.

Zum Abschluss der dreitägigen Veranstaltung wurde den Teilnehmer/-inne-/n die Bestätigung in Form einer Urkunde überreicht.

Die Unterkunft und vor allem die Verpflegung verdienen abschließend eine ganz besondere Würdigung, denn die Zehntklässlerinnen wurden erstklassig verpflegt, sodass sie sich ganz ihrer politischen Arbeit widmen konnten.

Einige Schülerstimmen zum „Demokratieabzeichen au Schloss Schney“

„Mir hat das Demokratie-Planspiel gut gefallen, weil man einmal selbst erlebt hat, wie es ist,

 Politiker zu sein und Entscheidungen zu treffen.“

„Die Themen Fake News und Verschwörungstheorien waren sehr spannend.“

„Für mich war der beste Teil das Planspiel zu EU-Flüchtlingspolitik. Das war sehr interessant und das Diskutieren war teilweise auch wirklich unterhaltsam. Da man im Schulalltag so etwas nie in dieser Art tut, war das Planspiel wirklich etwas Besonderes.“

„Wir haben definitiv mehr gelernt als erwartet und auch der Aufenthalt war im Ganzen sehr schön.“

 

 Tanztraining

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