Autorenlesung mit Boris Koch für die 6. und 7. Klassen

Was es zu bedeuten hat, wenn man einem Drachen mit nur einem Flügel begegnet

Der 15-jährige Ben muss fliehen, denn der Drachenritter ist in der Nacht ermordet worden und Bens Messer wird neben der Leiche gefunden. Am Abend zuvor hatte er den Drachenritter im Gasthaus „Zur Wildsau“ beleidigt, indem er ihn als „Hunderitter“ bezeichnete. Mit seinem „Drachenflüsterer“ gelingt dem bekannten Autor Boris Koch der Spagat zwischen klassischer Abenteuergeschichte und Fantasyroman.

Boris Koch 2019 B swEindrucksvoll liest Boris Koch den 6. Klassen des HFG aus seinem Roman vor, in dem zunächst der junge Held Ben vorgestellt wird. Der erlebt nicht gerade das, was man eine behütete Kindheit nennt, denn sein Vater ist „weg“ und seine Mutter leidet an der Alkoholkrankheit und schlägt ihn immer, wenn sie betrunken ist. Schließlich stirbt auch sie und Ben ist auf sich alleine gestellt.

Schon früh weiß er aber, dass er Drachenritter werden will. Und entgegen der Meinung aller – auch der seiner Mutter –, Ben sei ein Taugenichts, geht er seinen Weg. Dabei zeichnet Koch keine brave und höfliche Romanfigur, sondern eher das, was man einen „Rotzlöffel“ oder „ziellosen Träumer“ nennt.

Ben lebt mittlerweile in einem Abbruchhaus, später in einer Art Höhle, bevor er fliehen muss.

Es will Drachenritter werden. Ein solcher fängt Drachen und erlöst sie von einem alten Fluch, indem er ihnen die Flügel abschlägt. Nur so können sie unschädlich gemacht werden. - Das zumindest erzählt der Ritter, der in Bens Städtchen Trollfurt ankommt, dort jedoch den Tod findet. Die Methode sieht folgendermaßen aus: Mithilfe einer Jungfrau, die den Drachenritter stets begleitet, wird das Ungeheuer angelockt und durch das Flügelstutzen von seinem Fluch erlöst.

Als Ben sich auf der Flucht befindet, trifft er tatsächlich auf einen Drachen. Dieser aber hat nur noch einen Flügel...

Um Abenteuer und „freche, abenteuerlustige Jungs“ geht es auch in Kochs Roman „Der Mondschatzjäger“, aus welchem er im Anschluss an die erste Lesung den 5. Klassen vorliest. Schauplatz der Romanhandlung ist der beschauliche Ort Falkenhofen, wo es normalerweise ruhig und gesittet zugeht. Der Tod des verrückten alten Ringler allerdings wirbelt das beschauliche Leben in dem kleinen Ort gehörig durcheinander: Gerüchte nämlich behaupten, dass der frühere Seebär steinreich war – und irgendwo seinen Schatz versteckt hat. Der 10-jährige Hagen und sein bester Freund Robbie sind wie elektrisiert. Am ersten Tag der Sommerferien stehen sie mit ihren kleinen Brüdern im Morgengrauen bereit, den Garten der Ringler-Villa umzugraben. Mit von der Partie sind allerdings auch alle übrigen Kinder des Dorfes. Anfangs scheint es, dass ihnen die anderen immer einen Schritt voraus sind, vor allem die freche Eleanor. Aber Hagen zieht aus den letzten Worten des alten Ringler scharfsinnige Schlüsse und bringt seine Bande auf die Spur des Mondes … Koch betont bei seiner Lesung ausdrücklich, dass die beiden Brüder und Protagonisten des Romans Hagen und Axel autobiographisch angelegt sind und sein kleiner Bruder Alex Vorbild für die Romanfigur Axel war. Dies zeigt sich auch darin, dass Koch, der es normalerweise vermeidet, seine Bücher speziellen Personen zu widmen, das Buch „Die Mondschatzjäger“ dem „(…) besten kleinen Bruder der Welt“ gewidmet hat.

Im Anschluss an die Lesung beantwortete Boris Koch ausführlich die Fragen seines sehr interessierten jungen Publikums: Er habe sein Talent zu schreiben entdeckt, nachdem er als Fußballer und Musiker gescheitert war. Dabei kommt ihm zugute, dass er sich Notizen anfertigt, wenn es etwas Wichtiges gedanklich zu umreißen gilt: Stift und Sprache sind die Mittel seiner Wahl. Erste Kurzgeschichten wurden veröffentlicht, bevor der erste Roman erschien. Der Autor beschäftigt sich in seinen Werken gern mit Menschen, die aus ihren Ahnungen und Erlebnissen heraus selbst anfangen etwas zu tun, weniger die Art von Helden, die eine Prophezeiung erfüllen müssen.

Auch ganz konkrete Aspekte des Schriftstellerlebens kamen zur Sprache, beispielsweise die Frage nach dem Anteil, den ein Autor am Verkaufspreis eines Romans erhält. Erstaunlich für viele der gebannten Zuhörer war es zu erfahren, dass pro verkauftem Buch nur etwa 80 Cent bis 2 Euro beim Schriftsteller ankommen. Der Großteil des Verkaufspreises geht an Lektoren, Korrektoren, Illustratoren, den Verlag, die Werbeabteilung, die Druckerei, das Lager bzw. die Spedition und den Buchhändler. In diesem Zusammenhang wurde auch deutlich, dass der Beruf des Schriftstellers „Zeit braucht“, bevor man nur durch die Schriftstellerei seinen Lebensunterhalt finanzieren kann. Koch arbeitete beispielsweise früher nebenbei noch in einer kleinen Bücherei und gab diverse Schreibseminare. Die Zuhörer erfuhren darüber hinaus, dass die Altersangabe auf Büchern – anders als bei Filmen – lediglich eine Empfehlung sind. Seine Art zu arbeiten beschreibt Boris Koch als „Bauchschreiben“. Nachdem er genügend Ideen – sie entstehen im Kopf – gesammelt hat, beginnt er den Handlungsverlauf zu ordnen und in einen Roman mit Verwicklungen und Stationen zu verwandeln. Dabei tippt er seine Kapitel gleich in den Computer, denn die Verlage verlangen heutzutage Dateien, keine Manuskripte.

Mit der Erkenntnis „Ja mehr ich in den Kopf reinlasse, desto mehr Ideen kommen wieder heraus“, beendete Boris Koch die Veranstaltung, ohne zu vergessen, die mitgebrachten Lesezeichen zu signieren und als bleibende Erinnerung seinen jungen Zuhörern zu überreichen.

 

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